„Das ist die Musik, die damals, als sie herauskam, verpönt war!“, sagte mir eine Frau, als der Rock’n’Roll anfing an unserem Bunten Abend. Wir standen an der „Bar“, draußen wurde getanzt und gesungen, gelächelt und gelacht. Ja, das stimmt, damals war der Rock’n’Roll verpönt, war „böse“ – heute wird er in der Kirchengemeinde gespielt. „War ’ne gute Zeit“, sagen heute viele und ich will dem gerne zustimmen, obwohl das lange vor meiner Zeit war; ich mag den Rock’n’Roll …

Die „Bar“ war ein einfacher Tisch, über den von unseren Jugendlichen die Getränke an die Gäste gereicht wurden und der Bunte Abend war beschaulich; das nimmt aber der Lebensfreude und Schönheit nichts, die unter uns war. Vertrautheit, Gemeinschaft, Herzenswärme und ein guter Geist – diese entscheidenden Kräfte, die eine Gemeinde durchtragen durch die Zeiten, die jeden Einzelnen durchtragen, die diese unsere Gemeinde durchgetragen haben und weiter tragen werden.

Darauf kann man sich in diesen Jubiläumstagen rückbesinnen: eine durchlebte Geschichte, eine lebendige Kirche, mit allem, was zum Leben gehört – Freude und Leid, Verwundung und Heilung, Ermattung und Erfülltsein, Stille und lauter Gesang. In den 50ern wäre in den Kirchen kein Rock’n’Roll gespielt worden, vermute ich. Die Rückbesinnung weist den Blick bald wieder nach vorne: Wohin geht es? Die Frage, die sich momentan sehr viele Menschen stellen, stellen wir uns auch; auch darüber haben wir gesprochen. Die Pandemie, die Katastrophen, der Krieg, die Wirtschaftslage, all das hat Wunden geschlagen, das ist auch bei uns in der Kirche unverkennbar, all das nehmen wir mit, auch in Abende wie diesen. Und durch all das – so glauben wir und werden nicht müde, das zu verkünden – trägt dieser lebendige Geist, der unter uns war und ist. Er hat den Paulus auf seiner bewegten Mission begleitet, Er hat Menschen zu diesen Liedern inspiriert, die im Mondscheinkonzert gesungen und gespielt wurden, Er ist das Zentrum unserer Gottesdienste, Er hat uns diesen schönen Abend geschenkt.

Simon Fischer

 

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