Ruhig ist es, still. Wir sind hier „unter uns“. An diesem Abend wird nicht mehr viel los sein. Die Sonne taucht die Räume der Kirche in dieses eigentümliche Licht, das nur Sommerabende hergeben können; an manchen Stellen geht der Wind angenehm, manche Räume sind aufgeheizt vom langen Tag. Wenn gesprochen wird – hinein in diese Stille des Sommerabends – dann klingen die Stimmen etwas entfernt; man kennt das, das macht die Luft. Man kennt das, hat es vielleicht nie bewusst wahrgenommen, hat es nur als angenehm empfunden.
Wir sind hier unter uns, heute Abend. „Wir“, das heißt: der Pfarrer, Jugendliche, Teamer und Diakon. Eine kleine Gruppe, unter sich, unter uns. Wir gehen gemeinsam einen Weg entlang, einen Lebensweg, wir betreten eine Geschichte, die Geschichte eines Mannes, der unsere Welt und unser Denken bis heute mitgeprägt hat, wie kaum ein anderer: Paulus von Tarsus, Handwerker, Schriftgelehrter, Multitalent, Charakterkopf, Eigensinniger.
Was wir entdecken auf diesem Weg: wie sehr man sich selbst im Leben dieses Mannes wiederfinden kann, wie ähnlich vieles ist, obwohl doch fast 2000 Jahre dazwischen liegen und viele Details des Alltags vollkommen anders sind. Wie sehr das Leben und die Geschichte dieses Mannes immernoch Fragen und Herausforderungen für uns aufwerfen, die nicht veraltet sind, die niemals veralten. Wie viel Bereitschaft, wie viel Mut, wie viel Hingabe es braucht, ein Leben zu leben, für das Gute und die Gute Nachricht einzustehen, wie viel Hilfe und Gnade Gottes es braucht, ein Leben gegen alle Widrigkeiten durchzuhalten, weil man das selbst gar nicht kann. Welche Strecken man zurücklegen muss, wie sehr man angefeindet werden kann, wenn man Menschen eine Gute Nachricht bringen will, wieviel Hass und Neid es hervorrufen kann, wenn man erfolgreich ist, wie absurd das alles manchmal scheint. Wie fehlbar und unvollkommen man bleibt bei aller Größe, bei allem Ruhm, bei allem Erfolg.
Es ist ein bewegtes Leben, ein faszinierendes Leben, ein echtes, ein eigensinniges, ein schmerzliches, ein erfülltes.
Wir gehen nicht sofort, wir bleiben noch, reden über Ideen und Projekte, Talente und Gaben, Gottesbilder und Möglichkeiten, dem Glauben Ausdruck zu verleihen, den Menschen heute die Gute Botschaft zu vermitteln … Wir reden darüber, was wir heute tun können, was unsere Bereitschaft, unseren Mut, unsere Hingabe braucht, welche Strecken wir zurücklegen werden, mit Gottes Hilfe und Gnade.
Unter uns gesagt: Es war schön.
Simon Fischer